Der Wandel zu „grünen“ Unternehmen und Finanzinstituten

Europa hat sich ein großes Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu sein. Unser European Green Deal, zu dem wir uns alle verpflichtet haben. Jedes Unternehmen muss daher in Zukunft seiner nachhaltigen und sozialen Verantwortung gerecht werden. Dies transparent zu gestalten, ist eines der wesentlichen Ziele der Klimapolitik der EU und Regulatoren. Banken werden Unternehmen nach ESG-Kriterien einstufen und Unternehmen ihre Lieferketten entsprechend bewerten. Macht das jeder für sich, ist der Aufwand enorm. Machen wir das gemeinsam – legt jeder seine Kriterien offen und gestattet den anderen, darauf zuzugreifen – ermöglichen wir eine effiziente und schnelle Lösung.

In 2021 begann der intensive Wandel in Richtung grünes Wirtschaften. Dieser Wandel war deutlich erkennbar in der deutschen Politik und auf Worte folgten Taten – Regularien und Kriterien, die keinen Weg um die Nachhaltigkeit herum erlauben. ESG (Environmental, Social, Governance) beeinflusst Unternehmen in allen Bereichen, Nachhaltigkeit ist auch im Jahr 2022 aus der Unternehmensführung nicht mehr wegzudenken. Für eine nachhaltige Zukunft ist die Einhaltung ökologischer, sozialer sowie von Governance-Kriterien unablässig. Bei der Umsetzung dieser Kriterien wird innovative Technologie zum kritischen Erfolgsfaktor.

Ein Blick auf das letzte Jahr zeigt, dass die klaren Richtlinien mit der Offenlegungsverordnung ihren Anfang im März 2021 nahmen. Diese ist somit der erste Schritt auf dem Weg zu nachhaltigerem Wirtschaften, einer Ökonomie, die sich in Zukunft als Grün bezeichnen will. Kurz darauf folgte im April die EU-Klimataxonomie und im Juni verabschiedete der Deutsche Bundestag das Lieferkettengesetz.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist wohl das allgegenwärtigste Thema in diesem Wandel. Es betrifft eine ganze Reihe an Unternehmen und stellt diese vermehrt vor Dokumentations- sowie Transparenz-Probleme. Eine Herausforderung, die es effektiv, transparent und übersichtlich zu lösen gilt.

Die Richtlinien der Bundesregierung fordern Unternehmen umfassende Transparenz bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen ab. Denn Unternehmen und der Finanzsektor sollen im Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle einnehmen. Der Finanzsektor kann mittels ESG-konformer Finanzprodukte, Finanzierungen sowie Kreditvergaben einen wichtigen Beitrag zu ökologischem und sozialem Wirtschaften leisten.

Die Grüne Transformation erfährt durch die neuen Regularien und Verordnungen eine zusätzliche und wichtige Beschleunigung. Die „grüne Wende“ wird Wirtschaft und Finanzindustrie gleichermaßen nachhaltig verändern. Für Konzerne ist ESG-konformes Handeln heute schon Realität, aber auch für kleine und mittlere Unternehmen rückt das Thema ESG-konformes Wirtschaften immer näher. Auch die Europäische Union erhöht ihren Druck durch neue Vorgaben auf den Finanzsektor, primär auf Banken, um die Wirtschaft zu einem Wandel für mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.

Denn ob einem Unternehmen ein Kredit gewährt wird oder nicht, wird immer stärker davon abhängig, wie nachhaltig das Unternehmen wirtschaftet, wie sein ESG-Score ausfällt.

In dieser Herausforderung findet sich allerdings auch ein klarer Vorteil: Werden die ESG-Kriterien beachtet und in das Unternehmen und sein Handeln integriert, kann dieses Unternehmen mit positivem ESG-Score von attraktiven Finanzierungskonditionen profitieren.

Der Einsatz von ESG-Kriterien wird somit zu einem Paradigmenwechsel führen. Verantwortung muss neu gedacht werden. Lange Zeit diente der Verweis auf Nachhaltigkeit dem Aufpolieren des Images, durch welche sich Unternehmen nach außen mit „grüner Kommunikation“ abheben wollten, Preise sowie Profite erhöhten und doch stand oft leider nur „Green Washing“ dahinter. Seit der Verankerung von ESG in Regularien muss Nachhaltigkeit jedoch als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie verstanden werden.

Zumal das Thema nicht nur in der Öffentlichkeit angekommen ist, sondern sich etabliert hat sowie stark verankert ist in dem Denken und Handeln von Konsument*innen. Besonders wichtig war es, dass Entscheidungsträger*innen die Dringlichkeit des Veränderungsbedarfs erkannten.

Jetzt ist es von enormer Wichtigkeit, die gesetzlichen Grundlagen für ein ESG-konformes Wirtschaften einzuhalten. Nur so lässt sich ein nachhaltiger Impact erzielen, der uns den Klimazielen auch tatsächlich näherbringt. Bei der Umsetzung ist ganzheitliches Vorgehen ein Schlüsselfaktor, es muss gemeinschaftlich gedacht werden. Einer allein kann nicht viel bewirken. Trotz dessen ist ganzheitliches Denken bedauerlicherweise noch immer Mangelware. Vielerorts werden Einzellösungen samt der Beschreibung ESG-konformer Prozesse unter Verwendung eigener Fragebögen und mit eigener Methodik entwickelt. Das kann zur Folge haben, dass sich der administrative Aufwand für Unternehmen mit der Vielzahl von Kontaktpunkten multipliziert und die Umsetzung scheitert. Maha Eltobgy, Mitglied des Exekutivausschusses des Weltwirtschaftsforums, betont in einem Artikel vom März 2021, dass ESG kompliziert ist, dass aber eine gemeinsam verfolgte Vereinfachung möglich ist. Auf dem Weg dorthin würden Unternehmen nützliche Instrumente zur Messung und Kommunikation nachhaltiger Wertschöpfung benötigen.

Zur Umsetzung eines kollektiven Ansatzes wurde im Unternehmen des Verfassers darauf basierend eine global vernetzte Lösung entwickelt, die bereits in mehreren Ländern eingeführt wurde. Diese basiert auf einer Plattform und ermöglicht, Unternehmen einfach und regelkonform nach ESG-Kriterien zu bewerten und diese Information zugänglich zu machen.

Das geschaffene Portal ist ein Teil dieses Netzwerks und bietet eine einfache und schnelle Möglichkeit, Transparenz in der eigenen Lieferkette herzustellen und sie über eine unabhängige Stelle zu dokumentieren. Zulieferer werden mit einem ESG-Zertifikat zu einem attraktiven Geschäftspartner – und für die auftraggebenden Unternehmen lässt sich neben dem eigenen Einsatz auch die ESG-Kompatibilität der Lieferkette nachweisen. Dank des vollständig digitalisierten Prozesses hält sich der administrative Aufwand dabei in Grenzen.

Über das Online-Portal gelangen interessierte Unternehmen zu einem Fragebogen, der auf den Standards der unabhängigen Global Reporting Initiative aufbaut. Hier werden Nachhaltigkeitsmaßnahmen des Unternehmens abgefragt. Sobald der Fragebogen vollständig ausgefüllt und final übermittelt ist, wird ein PDF-Zertifikat erzeugt. Darin ist der Gesamtindex und die vier Einzelindizes für die Teildisziplinen „Unternehmen“, „E“, „S“ und „G“ dargestellt. Das Zertifikat kann daraufhin heruntergeladen und via QR-Code mit allen Interessierten geteilt werden. Auf diese Weise können Zulieferer verlässlich und transparent ihren Nachhaltigkeit-Status offenlegen. Die Belieferten können dies auch proaktiv nutzen: Nachdem sie eine Liste ihrer Lieferanten in der Plattform hochgeladen haben, wird eine automatisierte Einladung zur Teilnahme an die Geschäftspartner geschickt. Über ein Status-Dashboard kann der Ausfüllstatus der Lieferanten kontinuierlich geprüft werden.

Primäres Ziel ist es, die ESG-Transformation der Wirtschaft durch Informationen zu unterstützen und einen weltweiten Standard in der Messbarkeit von Nachhaltigkeit zu etablieren. Davon profitieren der Bankensektor, der als Kreditgeber eine Schlüsselrolle einnimmt und Unternehmen bei der Kreditvergabe nach ESG-Kriterien überprüfen muss, aber auch Unternehmen mit vielen Zulieferern, die die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette mit Inkrafttreten des europäischen Lieferkettengesetzes nachweisen müssen.